Die Mandolinenschule von Alberto Bracony (1913)
Alberto Bracony (1885 – 1946)
Theoretisch praktische Mandolinenschule
Verlag von Anton J. Benjamin, Hamburg und Leipzig, 1913
Die Schule von Alberto Bracony enthält in einem Band mit 79 Seiten alles wichtige, was man über die Technik der Mandoline wissen muss. Das Lagenspiel wird bis zur 6. Lage eingeführt, Doppelgriffe, Bindungen, Pizzicato der linken Hand, Spielen von Melodie und Begleitung zur gleichen Zeit oder Arpeggio werden behandelt.
Ich habe drei Exemplare der Schule.
Auf dem Titelblatt steht der Hinweis Neue vom Verfasser revidierte Ausgabe. Das Vorwort ist mit 1913 datiert.
Alberto Barcony war Sprach- und Musiklehrer. Seine Tochter Pia Bracony-Schilling (18.10.1913 – 14.10.2006) war Schauspielerin und hat zwei Bücher über Hunde veröffentlicht: Mein Leben für und mit 15 Doggen / Mein Berliner Hundehotel
Bracony hat auch eine Ausgabe der Carulli Gitarrenschule veröffentlicht und eine eigene Gitarrenschule herausgegeben:
NY POPULAR GUITAR SKOLE (New Popular Guitar School) OP. 36 (Arranged by Guitarist Alberto Bracony) (BD. I)
Auf der Rückseite dieser Schule sind weitere Werke von Bracony aufgeführt:
Bracony schreibt im Vorwort (siehe Abbildung unten):
Eine gute Mandoline in Händen eines geübten Spielers, welcher das Instrument wirklich zu spielen versteht, ist ein ebenso vollkommenes Instrument wie z. B. die Geige, womit sich die Mandoline am besten vergleichen läßt, weil, da beide gleich gestimmt sind und das Griffbrett gleich eingeteilt ist, sich Stücke, welche für die Violine geschrieben sind, auch auf der Mandoline spielen lassen.
Bracony orientiert sich also was das Spielmaterial betrifft sehr stark an der Literatur für die Geige, wobei die ausgewählten Stücke wirklich gut für die Mandoline passen.
Einige Beispiele sollen das verdeutlichen:
- 98 – Moment Musical von Schubert
- 104 – Andante aus der Oper Orpheus von Ch. W. Gluck
- 120 – Rondo Allegro von W. A. Mozart
- 134 – Etüde von A. Rolla
- 135 – Nocture von J. Field
- 137 – Aus einer Sonate von J. S. Bach (Staccato Übung)
- 140 – Aus der Romanze in G-Dur Op. 40 von L. van Beethoven
- 144 – Etüde von R. Kreutzer (Staccato Übung)
- 149 – Aus dem Concert Op. 100 von De Beriot
- 150 – Capriccio op. 30 von Ferdinand David
Bracony empfiehlt in seiner Schule die Mandolinen von Luigi Embergher in Rom, er beschreibt auch die Unterschiede zwischen der neapolitanischen Mandoline und der römischen Mandoline:
Die Spielart und der Klang der römischen und der neapolitanischen Mandoline ist dieselbe, die beiden Instrumente unterscheiden sich nur in ihrer Bauart. Bei der neapolitanischen Mandoline hat der Hals eine runde Form, das Griffbrett, oben beim Sattel gemessen, ist mindesten 27 mm breit, und der Steg ist so gebaut, dass die Saiten alle gleich hoch über der Resonanzdecke liegen. Bei der römischen Mandoline läuft der Hals etwas spitz zu, das Grifbrett ist höchstens 23 mm breit und der Steg ist so gebaut, daß die tiefen Saiten höher über der Resonanzdecke liegen als die hohen Saiten. Die römischen Mandolinen sind unbedingt praktischer und bequemer zu spielen; die besten römischen Mandolinen baut augenblicklich der Luigi Embergher in Rom.
Bracony war in Dänemark als Gitarrist aktiv und hat auch Gitarrenschulen herausgegeben. Ausserdem wird vermutet, dass die kleine Mandolinenschule von Alberto auch von Bracony ist.
Auf einer Internetseite habe ich einen Artikel über die Gitarre in Dänemark gefunden, in welchem auch Bracony erwähnt wird.
Bidrag till gitarristiken Part I [Contributions to Guitar Studies] by Daniel Fryklund:
Dort heisst es:
Concerning Danish guitarists, Zuth mentions in addition to Berggreen and Gade, Peder Schall, Henrik and Frederik Rung, as well as the recent Italian-born, but working in Copenhagen, guitarist, Alberto Bracony.
und weiter unten:
Alberto Bracony is presumed by Zuth as to be identical with pseudonym A. Alberto, who produced a small guitar and lute method in Leipzig in 1912 according to Zuth. We have Alberto’s method in a Swedish translation, which however was published by Benjamin in Hamburg. Zuth lists only the works of Bracony which were published in Germany. However, when he was working in Copenhagen, Bracony published through Skandinavisk Musikforlag Guitarspillerens første Sange [The Guitarist’s First Songs] (2 issues), Op. 11, and pieces for the mandolin.
Ebenso interessant ist die Erwähnung von Alberto Bracony in
The Guitar, an exotic instrument in Danish Music
a Synopsis in English
by Erling Møldrup,
professor of guitar at the Royal Academy of Music in Århus Denmark
Chapter seventeen
The „mandolin-guitarists“. I choose to call them so, because these „plectralists“ both played in the very many mandolin-orchestras, but also were outstandingly active in the more refined classical guitar circles. To-day these cultural aspects, which were also a part of the „Socialdemocrat`s“ cultural policy, still lives, but now sad enough only in Copenhagen. Names such as Laurids Kragelund, Albert Petersen, August Etlinger, Achton Friis and many others tells a charming story about a culture now in danger of being lost. Some of them alongside their involvement in the orchestras, also published educational works for both mandolin and the guitar, arranged for the instruments and even composed small pieces and song accompaniments. A figure like Alberto Bracony who originally came from Italy enjoyed great popularity as a player of both mandolin and the guitar. He was historically important because of his teaching activities which inspired many young people to take up the fretted instrument. He was in a period teacher for my teacher at the Royal Academy in Århus, Jytte Gorki Schmidt.
Folgende Werke von A. Bracony sind bei musicaneo und hier als kostenlose Downloads verfügbar:
The following works by A. Bracony are available at musicaneo and here as free downloads:










